Es schlug Mitternacht, als ich durch die dunklen Gassen Deutschlands streifte. Ich hatte wie immer meine Hände lässig in den Hosentaschen verschwinden lassen, und leckte mir noch den letzten Blutstropfen vom Mundwinkel. Junge Frauen schmeckten mir eben schon immer am Besten, besonders wenn sie zuvor noch einige Gläser dieses alkoholischen Zeuges in sich geleert hatten. Das machte auf meinen Organismus immer eine besondere Wirkung - ich fühlte mich noch kampflustiger. Dies war auch meist der Grund, weshalb ich in äußert heikle Situationen geriet, aber bis dato hatte ich mich immer wieder da raus kämpfen können - also war es mir egal. Ich grinste, genaugenommen war mir fast alles egal. Ich war ein Einzelgänger und würde es auch bleiben. Wie es die anderen Männer nur schaffen, ihren Frauen treu zu bleiben? Wenn sie wüssten, dass ihre ach so tollen Frauen in Wahrheit mit mir rummachen.., plötzlich riss mich ein knacksender Ast aus meinen Gedanken. "Wer ist da?", knurrte ich wütend und duckte mich in Kampfstellung. Mein Blick war auf die Umrisse im Schatten gerichtet, meinem Geruchsinn nach war es ein mir fremder Vampir. "Zeig dich du Feigling!", fauchte ich erneut. Endlich bewegte sich die Gestalt einen Schritt weiter zu mir heran, trotzdem waren selbst meine gechärften Augen nicht in der Lage, meinen Feind zu identifizieren. Doch die Haltung.. sie kam mir von irgendwoher bekannt vor. Doch erst, als das
Licht eines Autoscheinwerfers den Weg durch eine kleine Gassenspalte zu uns fand, erkannte ich mein Gegenüber. Meine AUgen weiteten sich und ich gab meine Kampfhaltung auf. "M..Mark?" Nein, das .. das kann doch nicht möglich sein. Ich muss mich getäuscht haben. Aber doch, er ist es..
"Mark, mein Bruder.", die Freude stand mir ins Gesicht geschrieben und ich ging mit offenen Armen einen Schritt auf ihn zu, als plötzlich ein Knurren die Stille durchbrach und mich der fremde Vampir an der Kehle packte und mich zu Boden drückte. Überrascht starrte ich in die tiefroten, glühenden Augen meines Peinigers.
Ja, es war Mark - aber nicht (mehr) mein Bruder.